Über mich
What you see
is NOT what you get
Vom Sujet übers Auge direkt in die Wahrnehmung und Interpretation. In etwa so lässt sich – kurz und nüchtern betrachtet – unser Verhältnis zu einer Fotografie beschreiben. Dabei ist die Flüchtigkeit der Dinge in unserer Zeit kaum mehr zu übertreffen. Keine Situation ist belanglos genug, um nicht von einem Smartphone eingefangen und in den sozialen Medien wieder freigelassen zu werden. Dazu gesellt sich ein origineller und gleichwohl mainstreamtauglicher Hashtag – und fertig ist die visuelle Achterbahnfahrt. You get what you see.
Als einer, der sich seit gut dreissig Jahren mit der visuellen Formgebung und Wahrnehmung auseinandersetzt, ist es meine Überzeugung, dass der wahre Zauber der visuellen Sprache im nicht Gezeigten liegt. Dann nämlich, wenn ein Bild mehr transportiert als die reine Information über dessen Inhalt, dann beginnt ein Bild wahrhaftig zu wirken. Auch darum habe ich mein Spektrum mit einer fundierten Ausbildung in der Fotografie erweitert, um fortan auf diesem Gebiet den Fokus zu setzen. Die langjährige Erfahrung im Zuhören und in der visuellen Übersetzung des Gehörten bleiben die Konstanten in meinem Angebot. Denn nur so entstehen Bilder, die nicht nur die richtigen Inhalte, sondern auch die richtigen Emotionen bei den Betrachtenden auslösen. Das dazwischen, dass man nicht sieht. Darum erhalten Sie mehr als das, was Sie sehen.

Interview SIYU
Andrea Könitzer.
Der Berner Fotograf Andrea Könitzer (1966) arbeitet seit 1999 als selbstständiger Grafiker. 2019 bis 2022 folgte der Einstieg in die professionelle Fotografie mit der Ausbildung zum Fotografen an der Schule für Gestaltung Bern und Biel. Seit rund 2 Jahren arbeitet Könitzer auch als Fotograf in den Arbeitsbereichen Porträt, Reportagen, Environmental Portraits, Editorial und Landschaftsarchitektur.
Warum hast du dich als Grafiker noch zum Fotografen ausbilden lassen?
Bereits als Teenager hat mich die Fotografie fasziniert und nicht mehr losgelassen. Ich habe Tausende von Bildern gemacht, meinen Blick geschärft, die Technik entwickelt. Zwar attestierten mir viele Co-Amateure und auch Profis Talent, aber ich war noch nicht dort, wo ich sein wollte. Dafür brauchte ich eine richtige Ausbildung.
Was bedeutet dir die Fotografie?
Fotografie ist die Kunstform, in der ich mich am besten ausdrücken kann. In den 30 Jahren Tätigkeit als Grafiker, bin ich immer wieder ausgebrochen, um mit selbst erstellten Bildern das festzuhalten und mitzuteilen, was mich bewegt. Besonders die Porträt- und Reportagenfotografie begeistern mich immer wieder. Mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu treten, mit ihnen zu arbeiten, ihre Geschichten zu erfahren und mir mit meiner Kamera ein möglichst treffendes Bild dieser Geschichten zu machen, um sie mit meinen Bildern weiterzuerzählen.
Auf deiner Website steht der Satz «What you see is NOT what you get». Was meinst du damit?
Viele Bilder beschränken sich darauf, optische Informationen zu übermitteln. Ein Bild soll mehr sein – es soll Geschichten erzählen. Als erfahrener Grafiker bin ich darauf spezialisiert, Ideen zu entwickeln und diese umzusetzen. Ich gehe über das Fotografieren hinaus und bringe mein Wissen in die Konzeption ein, um sicherzustellen, dass jedes Bild eine tiefere Bedeutung hat.
Anstelle von Familienfotos bietest du Generationen-Shootings an – konkret Vater-Sohn-Shootings. Warum?
In einer Diskussion hiess es einmal: «Männer machen für die Brutpflege zu wenig und das Wenige noch falsch.» Das kenne ich so mit meinem Sohn nicht. Meine Eltern haben mir das auch nicht so vorgelebt und in meinem Umfeld ist es auch unbekannt. Deshalb kam mir der Gedanke – wieso nicht positiv wirkende Vater-Sohn Bilder machen?
Du arbeitest auch zum Thema «Environmental Portraits»?
Die Porträts erzählen Geschichten über Menschen. Ihre unmittelbare Umgebung gibt den Betrachtenden einen Einblick, wo diese Menschen leben, was sie tun und wer sie sind. Bis heute ist mir kein deutscher Begriff für «Environmental Portraits» bekannt.
Eine deiner Serien heisst «Faces of Tel Aviv». Wovon handelt die Serie?
Die Serie widmet sich der beeindruckenden Vielfalt der Bewohner:innen Tel Aviv’s. Die Stadt ist ein Schmelztiegel, geprägt von einer aussergewöhnlichen Vielfalt und Dynamik. Beides wollte ich mit dieser Arbeit einfangen. Entstanden ist die Serie zwischen 2014 und 2019. Tel Aviv hat für mich eine besondere Bedeutung, denn sie ist meine Stadt. Bereits als Teenager habe ich dort eine längere Zeit mit meinem Vater verbracht und wusste sofort, dass ich dorthin gehöre. Die Offenheit und Neugierde der Menschen, die intensiven Gespräche und die energiegeladene Atmosphäre haben mich beeindruckt. Ich habe dort enge Freundschaften geknüpft und liebe die kulinarische Vielfalt.
Welchen Rat würdest du jungen Berufsfotografinnen und Berufsfotografen geben?
Wenn du damit eine Familie ernähren willst, such dir etwas anderes.
Warum bist du Mitglied bei SIYU?
Weil die meisten meiner Kolleg:innen dabei sind. Ich finde es toll, wie sich der Verband für meine Interessen einsetzt. /mj